Wildwechsel - Rainer Werner Fassbinder transmedial
Termin |
Donnerstag, 22. Juni 2017, 10.00 - 19.00 Uhr |
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Veranstaltungsart | Tagung |
Einrichtung | Philosophische Fakultät II |
Veranstalter | Institut für Musik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Abt. Medien- und Kommunikationswissenschaft |
Veranstaltungsort | Multimediazentrum Halle (MMZ), MuK Studio |
Straße | Mansfelder Straße 56 |
PLZ/Ort | 06108 Halle (Saale) |
Ansprechpartner | Dr. Werner C. Barg |
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Telefon | +49 345-5523580 |
werner.barg@medienkomm.uni-halle.de |
Beschreibung
„Wildwechsel" – ein Theaterstück von Franz Xaver Kroetz, von Rainer Werner Fassbinder 1972 für das Kino verfilmt, ein Film, später vom Dramatiker Kroetz für weitere Ausstrahlungen und Vorführungen gesperrt – ist ein Beispiel dafür, wie Fassbinder sich fremde Stile und Genres, hier das Genre des „kritischen Volksstücks“, produktiv aneignete und in ein anderes Medium überführte. Sein Werk zeichnet sich aus durch einen virtuosen transmedialen Umgang mit szenischen Erzählformen: Fassbinder schrieb und inszenierte für das Theater wie für den Film, er adaptierte immer wieder eigene wie fremde literarische Vorlagen, Bühnenstücke, aber auch Romane und Novellen. Nahm er sich als Regisseur eines Stoffes mehrfach an, handelte es sich nie um bloße Zweitverwertungen, sondern um Bearbeitungen für das neue Medium: Theaterstück und Film unterscheiden sich ganz wesentlich, dies gilt für „Katzelmacher“ ebenso wie für „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“. Übernahm er eine Bühnenproduktion für den Film, beließ er es nicht bei einer Aufzeichnung, sondern inszenierte sie neu. Arbeitete er für das Fernsehen, wählte er andere ästhetische Mittel als für das Kino. Der Kinofilm „Berlin Alexanderplatz“, parallel zur TV-Serie geplant, sollte kein Zusammenschnitt des Fernsehmaterials sein, sondern Fassbinder schrieb ein neues Drehbuch und wollte diesen Film komplett anders besetzen. Erst jetzt wird sichtbar, wie das audiovisuelle Werk Fassbinders bereits mit heute als innovativ geltenden multimedialen Erzählformen arbeitete: „Welt am Draht“ erscheint uns als „Matrix Preloaded“ und die 14-teilige Döblin-Verfilmung als high art im TV, die singulär geblieben ist.
Diesen innovativen Erzählformen in Fassbinders Arbeiten aus heutiger Sicht nachzugehen, sollen die Beiträge der Tagung leisten, um dadurch dem Blick auf das durch die Film- und Medienwissenschaften stark kanonisierten Werk Fassbinders neue Perspektiven zu eröffnen.
Hinweise
Die Tagung ist kostenfrei. Sie findet in Zusammenarbeit mit der Edition text+kritik statt. Die Vorträge sind auf max. 45 Minuten angesetzt, mit anschließender Diskussion (ca. 15 min.). Die Konferenzsprache ist Deutsch oder Englisch (es gibt keine Live-Übersetzung). Reise- und Übernachtungskosten werden in der Regel übernommen. Es ist geplant, die überarbeiteten Vorträge in einem Buch zu veröffentlichen, das 2018 erscheinen soll.