Kitsch. Vom Nutzen der Nicht-Kunst
Termine |
Montag, 24. Juni 2013, 14.00 - 20.00 Uhr Dienstag, 25. Juni 2013, 09.30 - 19.00 Uhr Mittwoch, 26. Juni 2013, 09.30 - 13.00 Uhr |
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Veranstaltungsart | Tagung |
Einrichtung | Philosophische Fakultät II |
Veranstaltungsort | Volkspark |
Straße | Burgstraße 27 |
PLZ/Ort | 06114 Halle (Saale) |
Ansprechpartner | Prof. Dr. Andrea Jäger |
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Telefon | 0345-5523598 |
andrea.jaeger@germanistik.uni-halle.de |
Beschreibung
Jeder kennt Kitsch. Aber was ist Kitsch? Diese Frage lässt sich nicht mit gleicher Entschiedenheit beantworten. Kitsch ist eine wertende ästhetische Etikettierung, deren Maßstab Prozessen der Umwidmung und Neukodierung unterliegt. Das ästhetische Urteil „Kitsch“ ist selbst Produkt solcher Prozesse. Artefakte des 19. Jahrhunderts, in industrieller Produktion und für die ästhetischen Bedürfnisse breiter Schichten mit großem ökonomischem Erfolg hergestellt, werden Anfang des 20. Jahrhunderts mit der (ab)urteilenden Bezeichnung „Kitsch“ belegt. Doch die Eindeutigkeit der abgrenzenden Unterscheidung von Kitsch und seinem vermeintlichen Gegenteil, der hohen Kunst, verliert sich, kaum ist sie etabliert. Was einst als Salonkunst, überflüssiger Plunder oder sogar „Verbrechen“ im Sinne einer als minderwertig betrachteten Industrie- oder Populärkultur angeprangert wurde, fand und findet zunehmend Eingang in Privatsammlungen und die das kulturelle Erbe verwaltenden Institutionen. Künstler und Gestalter aller Sparten, d.h. in den bildenden und darstellenden Künsten, in Musik und Literatur, vereinnahmen in strategischer Absicht den Kitsch und lassen damit ästhetische Kategorisierungen zwischen „high and low“ unwirksam werden. Im Pluralismus der Ausdrucksformen scheint alles akzeptabel, Kitsch kann Trash oder Kult, Spiegel- oder Gegenbild sein. Mit Kitsch kann nach wie vor und heute gerade auch in den etablierten Künsten „Kasse“ gemacht werden. Dem Urteil „Kitsch“ liegt offenbar kein allgemein gültiger ästhetischer Maßstab zugrunde, obwohl es der Form nach die Existenz eines solchen behauptet. Was kitschig ist und was als Kitsch gilt, erklärt sich vor allem aus den Verwendungsweisen dieses Geschmacksurteils, die keineswegs nur ästhetische Quellen haben.